Konzept
Als 1996 das erste bundesweite Treffen der Studentenkabaretts in Cottbus stattfand, war dies ein großes Abenteuer, dessen Ausgang keiner kennen konnte. Mittlerweile – nach sechsundzwanzig Veranstaltungen – hat sich aus der Idee, die am Anfang stand, ein etabliertes und einzigartiges Festival entwickelt.
In den vergangenen Jahren nahmen über 250 Kabaretts aus allen Teilen Deutschlands sowie aus der Schweiz, aus Österreich und aus Polen teil. Nirgendwo sonst kann man einen derartigen Querschnitt und eine derartige Vielfalt an studentischen Kabarett erleben.
Wie es dazu kam
Im Gegensatz zu anderen Genren – wie zum Beispiel dem Studententheater – gab es vor 1996 auf dem Gebiet des studentischen Kabaretts kein Festival und auch nur wenig Austausch. Die Gruppen kamen bis auf wenige Ausnahmen kaum aus ihrer Region und ihren angestammten Kreis heraus. Das eine oder andere Kleinkunstfestival hatte zwar auch Kabarett im Programm, ein reines Podium des Studentenkabaretts gab es jedoch nicht.
Aus dieser Situation heraus wurde beginnend im Jahre 1991 seitens des Deutschen Studentenwerkes (DSW) der Versuch unternommen, ein Festival für Studentenkabaretts zu entwickeln.
Nachdem aber wiederholt Förderanträge abgelehnt wurden, schien das Projekt zu scheitern. Da es offensichtlich nicht möglich war, eine zentrales Festival durchzuführen, der Wunsch nach einer derartigen Veranstaltung aber sehr groß war, ergaben die Gespräche zwischen den Kulturmitarbeiter*innen der Studentenwerke die Idee, dieses Projekt unter Federführung eines oder mehrerer Studentenwerke zu realisieren. Schnell zeigte sich, dass in Cottbus sowohl Interesse als auch gute Rahmenbedingungen vorhanden waren. Es erfolgte eine erste Ausschreibung, auf die es rege Resonanz gab.
Im Januar 1996 hieß es dann zum ersten Mal: Bühne frei für EI(N)FÄLLE – dem Bundesweiten Kabarett-Treffen der Studiosi. Von der Idee bis zur Realisierung waren fast fünf Jahre vergangen.
Was macht das Festival aus?
Beim Cottbuser Festival stehen Begegnung und Kommunikation im Vordergrund. Bewusst wird auf hohe und umständliche Zugangshürden, Auswahlkriterien, Jurys und Preise verzichtet. Ansatz ist, dass jeder der Lust hat, auch kommen darf und soll, egal in welcher „Qualität“ er Kabarett spielt. Wichtig ist nur, dass er es aus Leidenschaft tut.
In erster Linie ist es eine Veranstaltung für die Kabarettbegeisterten an den deutschen Hochschulen, an der man dann die Zuschauer teilhaben lässt. Dieser Ansatz sowie die kurzen Wege zwischen den Veranstaltungsorten haben entscheidend zur familiären und entspannten Atmosphäre beigetragen, die von den Teilnehmern als sehr angenehm empfunden wird und schon so manchen zum Wiederkommen verleitet hat. Spitzenreiter ist dabei die Gruppe „ROhrSTOCK“ aus Rostock, die bereits 25 mal beim Festival dabei war.
Bei diesem Treffen schaut nicht der eine neidvoll oder arrogant auf den anderen. Hier bewegt man sich auf einer Wellenlänge und ist noch in der Lage, Spaß am anderen zu haben. Dabei ist schon so manches Experiment gemacht wurden und so manche Kooperation entstanden. Teilnehmer, die sich vorher nicht gekannt haben, stehen auf einmal gemeinsam auf der Bühne und improvisieren oder gestalten ein gemeinsames Programm. Kontakte die beim Festival entstanden sind, führen zu Neugründungen und Kooperationen sowie gegenseitigen Einladungen.
Das Publikum, das diese Lust und diese Spielfreude bei den Teilnehmern spürt, honoriert diese Leidenschaft und hat Spaß daran. Dabei entsteht eine einzigartige Atmosphäre, in der sich Publikum und Akteure zum Teil bis zur Euphorie hochschaukeln.
Wie läuft das Festival ab?
Das Festival findet immer am 3. Januarwochenende statt und geht über vier Tage. Gestartet wird am Donnerstag mit einer Eröffnungsveranstaltung . Freitag und Sonnabend finden dann jeweils Abendveranstaltungen statt. Dabei treten jeweils drei Gruppen gemeinsam auf. Die Auftrittszeit pro Gruppe ist auf 40 bis 50 Minuten begrenzt. Dies ermöglicht den Gruppen, sich von ihrer stärksten Seite zu zeigen. Außerdem gibt es am Samstag auch noch eine Nachmittagsveranstaltung in gemütlicher Café-Atmosphäre mit Kurzbeiträgen.
Durch die verschiedenen Gruppen und Solisten entsteht jeweils ein Mix aus verschiedenen Stilen und Formen. Dies alles trägt zur Belebung des Abends bei. In der Regel ist für jeden etwas dabei, egal welche Art von Humor und Satire man bevorzugt. Den Festivalabschluss bildet am Sonntag der Satirische Lese-Bühnen-Brunch, bei dem man in gemütlicher Runde noch einmal zusammensitzen und voneinander Abschied nehmen kann.
Nach den Veranstaltungen findet im Festivalklub ein langwieriger und intensiver Austausch zwischen den Teilnehmern aber auch mit dem Publikum statt. Flankiert wird das Festival von einem Rahmenprogramm, das auch weitere Genre, die sich satirisch, ironisch oder auch sarkastisch mit den Problemen des Alltags auseinandersetzen, einbezieht und den Teilnehmern neue Sichtweisen und Motivationen vermitteln soll.
Das Festival, das durch das Studentenwerk Cottbus ins Leben gerufen wurde, wird seit der zum 1.1.1999 erfolgten Eingliederung durch das Studentenwerk Frankfurt (Oder) organisiert und durchgeführt.
Wer kann teilnehmen?
Teilnehmen können Studierende sowie Gruppen, die überwiegend aus Studierenden bestehen, mit Programmen bzw. Programmausschnitten von 30 bis 60 Minuten Länge. Erlaubt ist dabei, was gefällt. Ob Einmann oder viele, ob politisch oder Comedy – wir sind für alles offen. Auch für satirische Grenzbereiche und Experimente (z.B. aus den Bereichen Foto, Film, Comic) finden wir Einsatzmöglichkeiten in unserem Rahmenprogramm.
Bei wiederholter Teilnahme sollte darauf geachtet werden, dass die Programme im Wesentlichen neu sind. Zur Verfügung stehen drei Bühnen, Ton-, Licht- und Projektionstechnik sowie Klaviere.
Die auftretenden Akteure erhalten eine Unkostenerstattung sowie Unterkunft und Verpflegung gestellt.
Interessenten können sich jeweils bis zum 31.8. des Vorjahres im Kulturbüro des Studentenwerkes → anmelden.
Warum 2025 zum letzten Mal?
Bereits in den letzten zehn Jahren war ein deutlicher Kulturwandel in der Studierendenschaft festzustellen. Die Szene hat sich ausgedünnt. Es gibt kaum noch Ensembles. Das Interesse bei den Studierenden am Genre ist nur noch gering. Im Publikum ist der Studierendenanteil unter zehn Prozent gefallen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind von Jahr zu Jahr schwieriger geworden.